Über das alte Jahr |
Sage niemand, ich sei früh oder gar viel zu früh dran. Wieder
geht ein Jahr zu Ende, endlich. Ich würde lügen, wenn ich schriebe, ich sei traurig
darüber. Ja, ich gebe zu, ich hatte mehr von 2016 erwartet, und das nicht nur,
weil es einen Tag mehr vorzuweisen hatte. Inzwischen würde ich mir wünschen, es
hätte weniger Tage gehabt, denn weniger Tage hieße weniger Meldungen über den
Tod von Menschen, die uns mit ihren
Liedern beschenkten, uns durch ihr Schauspiel begeisterten, die uns aufmunterten
oder aufrütteln wollten durch ihre Reden oder ihre Bücher, damit die Menschen
zur Vernunft kommen, und schließlich die, die dieses Land mitregierten oder ihm
als Staatsoberhaupt vorstanden.
Über all den Hass und das Töten
aus welch irrsinnigen Motiven auch immer will ich gar nicht schreiben, sonst
verliere ich die Lust daran und frage mich, welchen Sinn das alles noch hat.
Mein Bruder Heinrich sagt, man müsse aber immer weitermachen, dürfe sich nicht beirren,
aber auch nicht übers Ohr hauen lassen. Schauen, wo der Freund sitzt und wo der
Feind lauert. Wir Tiere haben da einen feinen Instinkt, den die Menschen im
Laufe der Jahrhunderte verloren haben. Sie rennen falschen Zielen hinterher,
vor allem Reichtum, Macht, Ansehen, und damit auch den falschen Freunden, die
eben nur scheinbar Freunde sind.
Auch Cara hat Verluste erlitten. Nein,
sie hat nicht ihr Portemonnaie verloren oder sich gar an der Börse
verspekuliert. Sie hat zwei Freundinnen verloren. Und das wiegt schwer. Die
eine vermisst Cara sehr, aber die schweigt, und über die andere schweige ich. Glücklicherweise
sind alle anderen und auch die lieben Nachbarn noch da, vor allem aber die
schöne Maria gibt es noch, die mein Herz zum Schwingen bringt. Maria zu
verlieren wäre für mich ein herber Schlag gewesen, denn ich mag sie immer noch
sehr, sehr gern wie auch ihre Familie in Ligurien.
Nun soll man aber nicht nur immer
auf das Negative schauen. Ich jedenfalls habe versucht, mich mit meinem Bruder
zu vertragen. Und das war auch in diesem Jahr nicht immer einfach, das kann ich
meinen Lesern versichern. Ich habe mehr Achtung vor Gustav bekommen, den ich
anfänglich doch für recht oberflächlich und großspurig hielt. Ich denke
manchmal noch an Ludwig, der immer noch einsam in einem Geschäft hockt und der so
gern mit jemandem kuscheln, ihn aufmuntern und trösten möchte und der doch keine
Gesellschaft findet.
Vor allem aber bin ich gerade in
dieser Zeit auf der Hut, habe mich Caras Ritualen zugewandt und achte ein
bisschen auf meine Träume, jetzt in den Raunächten. Cara hatte zum Beispiel
einen intensiven Traum vom 24. auf den 25. Dezember und nun rätselt sie, was das wohl bedeuten mag. Normalerweise
halte ich ja nichts von Tarot, Orakel oder so. Doch neulich habe ich – weil ich
mal wieder traurig war und nicht schlafen konnte, da in diesem Jahr so viele
Haustiere von Caras Facebook-Freunden gestorben sind – einen Thriller mit dem Titel Die 12. Nacht
gelesen. Danach konnte ich zwar immer noch nicht schlafen (war ja klar, denn es
war ein Thriller), aber ich wusste nun einiges über die Raunächte.
Also gebt auf eure Träume Acht
bis zum 6. Januar, aber auch und vor allem über Silvester. Lasst die Sektkorken
knallen, aber kein Feuerwerkszeug, denn davor fürchten wir Tiere uns. Beginnt
also das neue Jahr rücksichtsvoll. Das ist schon ein erster guter Schritt. Bleibt zuversichtlich,
verliert nicht den Mut! Es wird schon alles gut, na ja, oder zumindest besser.
Das sagt euch euer Zottel und
wünscht allen ein schönes 2017
bei guter Gesundheit!!!