Donnerstag, 2. März 2017

Zottel chillt und findet das scharf, auch ganz ohne Chili


Zottel chillt

Nachdem ich neulich so verzweifelt war, weil ich meine Papierberge nicht zu einem Buch zusammen bekam, habe ich erst mal nichts gemacht, so richtig gar nichts. Es tut auch mal gut, sich auf die Bärenhaut zu legen und zu chillen. Kann ich nur all meinen Lesern und Leserinnen empfehlen. 

Cara sah das wohl anders, denn sie kam nach ein paar Tagen auf mich zu und fragte: „Zottel, hast du nicht Lust, mit Heinrich und mir einen Kuchen zu backen? Einen schönen Nusskuchen mit einer dicken Schokoladenglasur darüber, so wie ihn auch meine Freundin Uschi liebt?“ Ich dachte nur: Oh, Uschi mach kein Quatsch! Ich und backen! Doch andererseits lief mir bei dem Wort Nusskuchen schon das Wasser im Mund zusammen. Also ließ ich mich überreden, wenn ich auch nie die Absicht hatte, auf den Pfaden meines Bruders zu wandeln und mich um Essenszubereitung zu kümmern. Doch ein Bär muss auch mal über seinen Schatten springen. Das zeugt von Größe. 

Wir hockten uns also alle an den Küchentisch. Mein Bruder – wer auch sonst? – las Uschis Rezept vor. Cara hatte die Zutaten bereitgestellt, was Heinrich hochtrabend Mise en place nannte. 
 
Nun begann sie, Mehl, Zucker und Butter abzuwiegen und ich schaute interessiert zu. Auf meinem Platz befand sich ein Bogen Papier und eine Schüssel. Sollte ich jetzt was auf das Papier schreiben oder die Schüssel bemalen? Doch Cara kam schnell mit einer großen Tüte an und legte sie mir vor die Nase. Ich lugte hinein und entdeckte Pekannüsse, alle noch in ihrer Schale. „Warum hast du denn nicht Nusskerne gekauft?“, fragte ich. „Du machst es dir doch sonst immer gern bequem.“ 

Da knallte sie mit Wucht einen Nussknacker auf den Tisch, wobei sie beinahe meine Tatze getroffen hätte, und meinte: „Erstens, sind das die einzigen Nüsse, die ich noch im Hause habe, und die werden jetzt verbacken; und zweitens, damit hier keine Missverständnisse entstehen, koche ich ja auch keine geschälten Kartoffeln aus dem Glas oder benutze gar Eipulver, um daraus Rührei herzustellen.“ 

Irgendwie hatte ich den Eindruck, ich hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt. Doch auch Heinrich blieb nicht verschont. Ihm nahm sie mit einem Ruck das Rezept aus der Hand, sodass es oben einriss, und meinte zu ihm: „Grau ist alle Theorie, mein Lieber!“ Dann bekam er die Hälfte meiner Portion Nüsse hingestellt, was ich nur gerecht fand. Heinrich jedoch guckte verdutzt und betrachtete skeptisch den zweiten Nussknacker, der noch aus dem Haushalt von Caras Oma stammte. „Ich soll doch wohl nicht mit dem ollen Ding da hantieren? Heutzutage gibt es so stylische Küchengeräte wie den Strongman oder Nutty. Da benutzt man doch so was nicht mehr!“ – „Knacke und halte die Klappe!“, kam die wütende Antwort. Und weil Wut nur manchmal guttut, kullerte ihr ein Ei zu Boden, ein rohes, versteht sich. Ich musste lachen, senkte aber meinen Kopf und schielte zu meinem Bruder hinüber, der geschäftig tat, sich schnell des alten Nussknackers bediente, sodass ihm vor Kraftanstrengung das Grinsen verging. 
Mit Omas Nussknacker geht es auch
 
Es war nämlich nicht so einfach, all die Nüsse aus ihrer Schale zu befreien. Wir hatten eine ganze Weile zu tun. Der Kuchen war aber bombig und sehr, sehr lecker. Er hat uns für die Mühe entschädigt. 
Zottels Portion Pekannüsse
 
Vielleicht muss ich häufiger mal harte Nüsse knacken, auch wenn ich noch immer Muskelkater in den Tatzen und Armen habe. Dass ich diesen Text schreibe, beweist aber meinen eisernen Willen und auch das Bedürfnis, alle an meinem bunten Leben  teilhaben zu lassen. So bin ich nun mal.