Montag, 19. Juni 2017

Zottels Zauberlampe


Jetzt geht es wieder nach Hause

Geht die Reise zu Ende und man muss wieder seinen Koffer packen, steht man oftmals vor dem Problem, dass nicht alles hineinpasst, was ehamals drin war. Nur mit großer Mühe schnappt er ins Schloss. Das ist ein seltsames Phänomen, denn Duschgel und sonstige Fellpflegemittel sind doch längst aufgebraucht. 

Nun könnte man denken, dass die vielen Erinnerungen im Koffer nicht ausreichend Platz finden, aber das ist natürlich Quatsch, denn die Erinnerungen hat man ja in seinem Kopf oder Herzen. Es sind die Souvenirs, die so schwer wiegen, denn schließlich möchte man seinen Lieben etwas Schönes mitbringen, sodass sie auch etwas von der Reise haben und sich freuen.

So ist es auch mir ergangen und ich hatte lange überlegt, was wohl allen gefallen könnte. Da der Sommer naht, wo wir oft auf dem Balkon sitzen, und das bis in den späten Abend hinein, habe ich eine Lampe gekauft. Es war Liebe auf den ersten Blick und ich war mir sicher, dass sie besonders Cara gefallen würde, und das gleich aus mehreren Gründen. Zum einen findet sie alles Orientalische wunderschön. Und so habe ich ein Stück gewählt, das aussieht, als hätte Aladdin es aus der Schatzkammer geholt. Hat er aber nicht, ich habe die Lampe geholt, und zwar auf dem großen Souk in Marrakesch habe ich sie gekauft. Ein bisschen gehandelt habe ich auch, denn das gehört im Orient dazu. Ob ich aber ein Schnäppchen gemacht habe, weiß ich nicht.

Am Rande sei erwähnt, man kann sich schnell in den vielen Gassen des Souks verlaufen. So ist es auch mir ergangen. Immer wieder stand ich vor dem Händler mit den Gewürzen, als hätte mein Bruder in seinem Kochwahn mich hierher beordert. Als ich dann endlich wieder im Hotel ankam, war ich fix und fertig und hatte müde Füße. Doch für ein schönes Souvenir nehme ich das gern auf mich. So bin ich nun mal.

Doch zurück zu den Vorteilen der Lampe. Aufgepasst! Man muss sie nur in den Balkonkasten stecken, und abends fängt sie von selbst an zu leuchten. Das nenne ich mal Magie. Als der Händler mir das so sagte, war ich allerdings noch recht skeptisch. Wie konnte das sein? Doch dann erklärte er mir, dass das Sonnenlicht tagsüber in der Lampe gespeichert wird. Sobald es dann dunkel wird, schaltet sie sich an, ganz automatisch wie von Zauberhand. Das fand ich toll. Man braucht keinen Strom aus der Steckdose, wo man nie genau weiß, wo er herkommt. Da können die Stromanbieter noch so viel erzählen, wie sie wollen, ich bleibe da misstrauisch. Dies hier jedoch war eindeutig alternative Energie.

Ich stellte mir vor, wie Cara aus dem Häuschen geriet über das tolle Design und auch diese geniale Erfindung, denn neulich hatte ich einen Button bei ihr entdeckt, den sie wohl in den 1970er Jahren getragen hat. Darauf war eine strahlende Sonne abgebildet und in großen Buchstaben der Satz zu lesen: ATOMKRAFT?  NEIN DANKE. Ich weiß aber auch, dass sie nie nach Brokdorf gefahren ist aus Angst vor den Wasserwerfern. Sie hat damals eher nach dem Motto gelebt, wasch mir das Fell, aber mach mich nicht nass. Doch ich will nicht zu kritisch urteilen, denn wir sind alle mal ein bisschen feige oder inkonsequent. Darum Schwamm drüber!

Als dann der große Moment kam und ich ihr das Mitbringsel stolz überreichte, hatte ich den Eindruck, ich war gespannter auf ihren freudig überraschten Gesichtsausdruck als sie auf den Inhalt des Päckchens. Als sie die Lampe sah, schaute sie mich verdutzt an. „Zottel, eine rote Lampe! Wie bist du denn auf die Idee gekommen? Wir sind doch nicht auf St. Pauli!“
en sich auf diesen Spaß
Die Zauberlampe bei Tag
                                                                       
Wo ich unbändige Freude erwartet hatte, sah ich nur Entsetzen. Mein Bruder und die anderen Bären waren da nicht so kritisch, im Gegenteil. Sie fanden an der Lampe nichts auszusetzen. Mit einem Wort, Cara war überstimmt. Und so heißt es bei uns jetzt jeden Abend, sobald es finster wird: „Bei uns, da geht die rote Lampe an!“ Wir haben einen riesigen Spaß dabei. 
Nachts, da geht die rote Lampe an   
 
Und Cara sollte vielleicht mal darüber nachdenken, ob sie nicht im Laufe der Jahre eine Spießbürgerin geworden ist. Das sage ich nicht aus Enttäuschung und  erst recht nicht ohne Grund. Denn neulich hörte ich, wie sie seufzte: „Ach, die haben solch eine schöne Terrasse, und der Gartenzwerg ist ein echter Eyecatcher, der die Sitzkissen auf der Bank so richtig aufwertet.“  Muss ich noch mehr sagen?