Zottel chillt |
Nachdem ich neulich so
verzweifelt war, weil ich meine Papierberge nicht zu einem Buch zusammen bekam,
habe ich erst mal nichts gemacht, so richtig gar nichts. Es tut auch mal gut,
sich auf die Bärenhaut zu legen und zu chillen. Kann ich nur all meinen Lesern
und Leserinnen empfehlen.
Cara sah das wohl anders, denn
sie kam nach ein paar Tagen auf mich zu und fragte: „Zottel, hast du nicht
Lust, mit Heinrich und mir einen Kuchen zu backen? Einen schönen Nusskuchen mit
einer dicken Schokoladenglasur darüber, so wie ihn auch meine Freundin Uschi
liebt?“ Ich dachte nur: Oh, Uschi mach kein Quatsch! Ich und backen! Doch
andererseits lief mir bei dem Wort Nusskuchen schon das Wasser im Mund
zusammen. Also ließ ich mich überreden, wenn ich auch nie die Absicht hatte,
auf den Pfaden meines Bruders zu wandeln und mich um Essenszubereitung zu
kümmern. Doch ein Bär muss auch mal über seinen Schatten springen. Das zeugt
von Größe.
Wir hockten uns also alle an den
Küchentisch. Mein Bruder – wer auch sonst? – las Uschis Rezept vor. Cara hatte die Zutaten bereitgestellt,
was Heinrich hochtrabend Mise en place nannte.
Da knallte sie mit Wucht einen
Nussknacker auf den Tisch, wobei sie beinahe meine Tatze getroffen hätte, und meinte:
„Erstens, sind das die einzigen Nüsse, die ich noch im Hause habe, und die
werden jetzt verbacken; und zweitens, damit hier keine Missverständnisse
entstehen, koche ich ja auch keine geschälten Kartoffeln aus dem Glas oder
benutze gar Eipulver, um daraus Rührei herzustellen.“
Irgendwie hatte ich den Eindruck,
ich hatte sie auf dem falschen Fuß erwischt. Doch auch Heinrich blieb nicht
verschont. Ihm nahm sie mit einem Ruck das Rezept aus der Hand, sodass es oben
einriss, und meinte zu ihm: „Grau ist alle Theorie, mein Lieber!“ Dann bekam er
die Hälfte meiner Portion Nüsse hingestellt, was ich nur gerecht fand. Heinrich
jedoch guckte verdutzt und betrachtete skeptisch den zweiten Nussknacker, der
noch aus dem Haushalt von Caras Oma stammte. „Ich soll doch wohl nicht mit dem
ollen Ding da hantieren? Heutzutage gibt es so stylische Küchengeräte wie den
Strongman oder Nutty. Da benutzt man doch so was nicht mehr!“ – „Knacke und
halte die Klappe!“, kam die wütende Antwort. Und weil Wut nur manchmal guttut,
kullerte ihr ein Ei zu Boden, ein rohes, versteht sich. Ich musste lachen,
senkte aber meinen Kopf und schielte zu meinem Bruder hinüber, der geschäftig
tat, sich schnell des alten Nussknackers bediente, sodass ihm vor
Kraftanstrengung das Grinsen verging.
Mit Omas Nussknacker geht es auch |
Es war nämlich nicht so einfach,
all die Nüsse aus ihrer Schale zu befreien. Wir hatten eine ganze Weile zu tun.
Der Kuchen war aber bombig und sehr, sehr lecker. Er hat uns für die Mühe
entschädigt.
Zottels Portion Pekannüsse |
Vielleicht muss ich häufiger mal
harte Nüsse knacken, auch wenn ich noch immer Muskelkater in den Tatzen und
Armen habe. Dass ich diesen Text schreibe, beweist aber meinen eisernen Willen
und auch das Bedürfnis, alle an meinem bunten Leben teilhaben zu lassen. So bin ich nun mal.