Montag, 11. April 2016

Ein Hoch auf Hasi


Der uns die Schoko-Eier bringt

Er  lebt noch, obwohl Ostern schon drei Wochen hinter uns liegt. Es ist die Art von Dankbarkeit, zu der Menschen fähig sind, wenn man ihnen Schokolade bringt. Da wird nicht nur der Hase selbst in Schokolade gegossen, sondern bleibt vor ihrer Gier verschont. Mein Bruder hat ihm allerdings gleich das Zellophan-Mäntelchen ausgezogen. Ich fürchtete schon das Schlimmste und fand das auch etwas obszön, wie der Hase so nackt dastand. Aber Heinrich wollte nur mal schnuppern, denn er kann am Geruch der Schokolade erkennen, ob sie gut ist. Nun nennt er sich hochtrabend Master of Chocolate, als Pendant zum Master of Wine. Ich habe dem Hasen schnell die Zellophan-Tüte wieder übergezogen, als doppelten Schutz quasi, vor dem Verfall oder doch einem vorzeitigen Sterben. Denn ich bin der Meinung, vor Ostern wurde schon genug gestorben.
Hase, züchtig bedeckt, in seiner Tüte

Nun sollte aber niemand darüber in tiefe Trauer versinken, denn mit dem Sterben ist nicht alles vorbei. Kann man in der Bibel nachlesen. Wer natürlich nach der Grablegung das Buch der Bücher zuklappt, könnte das vorschnell vermuten. Und wer sich jetzt wundert, dass ich in der Bibel oder überhaupt lese, dem sei gesagt, ich tue das sehr oft. Damit befolge ich einen Rat vom Bücherprinzen. Viel lesen sei nützlich fürs Schreiben, stand in seinem letzten Buch mit dem traurigen Titel: „Ich habe ein Buch geschrieben. Was nun?“ Da tat er mit leid, dieser Prinz. Nun hatte er sich so große Mühe mit dem Schreiben gegeben – und ich weiß, wovon ich spreche – und kaum ist das Buch gedruckt, fällt er in ein tiefes schwarzes Loch, weiß nicht mehr, was er tun soll, langweilt sich gar. Das hat etwas Tragisches. Doch man weiß es aus Märchen, Prinzen müssen schwer kämpfen, aber zum Schluss wird alles gut.

Doch ich wollte ja eigentlich über Hasi schreiben, dem die Menschen quasi ein Denkmal setzen. Nun haben Denkmäler die Eigenschaft, dass sie mit der Zeit Patina ansetzen, verwittern und grau werden. Ich bemühe mich jetzt sehr, dass dies unserem Hasi nicht passiert. Wenn also die Sonne ins Zimmer scheint, suche ich ihm ein schattiges Plätzchen. So bin ich den ganzen Tag über beschäftigt und komme gar nicht mehr zum Bloggen. Doch die weitaus größere Gefahr für Hasi lauert nicht in der wärmenden Sonne, sondern in den unberechenbaren Gefühlen der Menschen. Wenn sie eine Heißhungerattacke auf Schokolade bekommen oder – wie es Cara schon mal erlebte – wenn sie sehr frustriert, traurig oder wütend sind, dann ist es um ihn geschehen. Kann man hier sehen. Ein Bild des Jammers.