Montag, 5. September 2016

Zottels Reise und sein fröhliches Hallo again!


Meine lieben Leser und Leserinnen, da bin ich wieder! 


Ich packe meinen Koffer wieder aus
Ich gestehe, das Reisen hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Falls mich jetzt jemand fragt, woran es denn gescheitert sei, dass ich bereits wieder zurück bin, so sei es gleich gesagt, es lag nicht  in erster Linie am Geld. Ein paar Scheinchen befinden sich noch im Koffer. Es lag an mir. 
Es ist noch genug Geld da

Kaum war ich mit der Bahn über die Elbbrücken gefahren, fragte ich mich, was ich eigentlich in der Ferne – wo immer diese auch liegt– suche. Wenn man schon zu Beginn etwas infrage stellt, ist das kein guter Start. Doch das habe ich erst später kapiert.

Als ich damals mit der schönen Maria nach Ligurien reiste, war es ganz anders. Es war eindeutig die Neugier und Freude auf das ferne Land, das mit Bell'Italia schon solch einen fantastischen Klang hat, dass es nur Gutes bescheren konnte. 

Doch diesmal bin ich nicht mit Maria gereist, sondern ganz allein, wenn auch wieder Richtung Süden, also der Sonne entgegen. Ich glaube, das Alleinreisen war mein Fehler. Denn als der Zug in Lüneburg anhielt, hatte ich schon solch ein mulmiges Gefühl und mit einem Mal lief mir salziges Nass die Wangen herunter. Doch ich sagte mir: He, Zottel, alter Junge, reiß dich zusammen! Nur weil du in der Salzstadt bist, musst du nicht selbst Salz produzieren. Nun ist das mit dem sich Zusammenreißen so eine Sache. Manchmal gibt es da etwas, das stärker ist. In meinem Fall war es eine undefinierbare Sehnsucht, nach meinem grünen Kissen, auf dem ich so gern sitze,
Mein geliebtes Kissen
nach meinem Honigbrot am Morgen, nach Zottelinchens ständigen Pirouetten und vor allem nach meinem bekloppten Bruder, der in das Paralleluniversum des Kochens eingetaucht ist. Seine neuste Idee übrigens, er strebt eine Kooperation mit Herrn Grün, Professor Caprese und Luigi an. Ich halte das für etwas vermessen, aber er hat wenigstens ein Ziel vor Augen.

Ich dagegen sah in dem Moment kein Ziel, sondern nur die Schienen, auf denen sich die Bahn mit mir fortbewegte. Und dieses Fort warf bei mir sogleich wieder Fragen auf. Warum wollte ich eigentlich fort? Ich hatte es doch so gemütlich zu Hause. Und es ist schön, ein Zuhause zu haben. Vielleicht weiß man es erst zu schätzen, wenn man es verloren hat oder aufgeben muss. Doch ich musste das ja nicht, ich hatte mich übermütig und aus freiem Willen dazu entschlossen. Da saß ich ganz schön in der Patsche, obwohl der gepolsterte Sitz in der 1. Klasse sehr komfortabel war. Ich schaute aus dem Fenster und sah vor allem Bäume, aber dann doch nicht den Wald. Man sagt zwar, Grünes beruhigt die Seele, aber ich wollte das Leben der Großstadt um mich spüren, Häuser, mehrspurige Straßen, Gehwege mit wilden Radfahrern und Skatern. Das genau wollte ich um mich haben.

Als ich die Durchsage hörte, dass der Zug in wenigen Minuten Uelzen erreichen würde, die Stadt, bei deren Namen  ich – warum auch immer –  an Erdnüsse und nicht an Zucker denken muss, stand mein Entschluss fest. Ich wollte unbedingt den Hundertwasser-Bahnhof sehen, und das nicht nur im Vorbeifahren. Hier war also mein erster Halt. Mit meinem Koffer in der Hand kletterte ich die Stufen hinunter und sah mir das Kunstwerk an. Ja, da hat sich die Reise gelohnt, fand ich und war so zufrieden, dass ich – auf den Geschmack gekommen – mir eine Tüte Erdnüsse kaufte, auf den anderen Bahnsteig kletterte und genüsslich kaute. Irgendwann fiel mein Blick auf die Zug-Anzeige: 17.40 Uhr kam ein Zug aus München und fuhr über Lüneburg – Hamburg-Harburg – Hamburg-Hauptbahnhof – Hamburg-Dammtor bis Hamburg-Altona. Da klang es ganz leise in mir: Altona und ich bin all wedder da. Als die Lok einfuhr, wenn auch mit 15 Minuten Verspätung, kletterte ich die Stufen hoch, setzte mich wieder auf einen gut gepolsterten Platz und blickte  frohgemut aus dem Fenster. Es war ein Hochgefühl und es kam mir so vor, als verginge die Zeit auf der Rückfahrt viel schneller. Und was habe ich mich gefreut, als wir über die Elbbrücken fuhren, der wunderbar breite Fluss unter mir, linker Hand der Blick auf den Hafen, den Michel und die Elbphilharmonie, die teure.

Ein kleines bisschen traurig war ich allerdings schon, weil ich nun nicht die Welt gesehen hatte und auch keine Fotos von Kapstadt und Timbukto herumzeigen kann. Ich war eben wie Udo Jürgens noch niemals in New York und auch nicht auf Hawaii. Aber vielleicht schickt mir ja mal jemand von meinen weitgereisten Lesern und Leserinnen eine Ansichtskarte, damit ich mir ein Bild machen kann.