Freitag, 13. November 2015

Wie man Bedürfnisse weckt und auch Neid


Mein Sitz- und Schlafkissen
Ich habe es bisher noch nicht zum Thema erhoben, aber ich habe kein Bett. Mein Bruder ist in derselben Situation und alle anderen hier auch. Bis jetzt war ich damit zufrieden, einfach nur auf meinem Kissen zu sitzen und zu warten, bis der Sandmann kommt und dann zur Seite weg und in einen tiefen Schlaf zu fallen. 

Doch gestern sah ich auf Facebook (ich schaffe es immer wieder, Caras Passwörter zu knacken), dass es einen Bären gibt, der ein eigenes Bett hat. Da dachte ich, Donnerwetter, was hat er, was ich nicht habe? Meine Laune hat sich schlagartig verändert, nicht zum Besseren. Der Gedanke hat mich bis in den Schlaf verfolgt, wie dieser Braunbär auf einer schönen, gehäkelten Tagesdecke hockt und sich zu gegebener Zeit unter eine warme Daunendecke kuschelt. 
Der fremde Bär in seinem Bett                       © Ruth Weitz
Entsprechend schlecht hatte ich geschlafen und am  Morgen bekam ich solch eine Wut, dass ich mehrmals kräftig gegen mein Kissen trat. Das hat einen Moment geholfen. Doch dann war das Bild von dem braunen Bären und der weißen Tagesdecke wieder da.

Nun kam auch noch mein Bruder angeschlappt und sagte mit vorwurfsvollem Unterton: „Hör mal auf, dein Kissen zu malträtieren! Das platzt gleich auf, dann fliegen die Federn und du hast mal ein schönes Kissen gehabt!“ Der kam mir mit seinen weisen Sprüchen gerade recht: „Du bist immer mit allem zufrieden. Du merkst gar nicht, wie ungerecht es in dieser Welt zugeht. Da gibt es einen Bären, der hat ein schönes Bett. Und was haben wir, hä? Was haben wir? Ein blödes Kissen haben wir.“  Mein Bruder sah sich das Bild von dem Bären an und schaute dann zu mir: „Na und, dann hat er eben ein Bett. Weißt du, ob er jeden Morgen ein Honigbrot bekommt? Oder ob er so viel Gesellschaft hat wie du? Ob es bei denen in der Bude so schön warm ist wie hier?“ Ich gestehe, ich kam ein bisschen ins Grübeln und mein Bruder in Fahrt. „Und was ist mit den Nachbarn, zu denen du gerne spazierst? Und was ist mit Fritz, der dir ab und zu ein Lachsfilet brät? Von mir will ich gar nicht reden, ich bin ja nur dein Zwillingsbruder.“ Dann musste Heinrich erst mal Luft holen. „Erinnere dich gefälligst daran, wie dich Cara zu sich geholt hat, du Straßenbär, du undankbarer!“ 

Ich hätte gern etwas zu meiner Verteidigung gesagt, nur leider fiel mir nichts ein. Dafür fiel mein Blick auf den Kalender. Heute ist Freitag der 13. und Cara sagt immer, das ist ein Tag, da bleibt man am besten im Bett. Da haben wir es wieder, ich habe kein Bett, das ist der Grund für diesen miesen Tag.