Donnerstag, 31. Dezember 2015

Wer hätte nicht gern einen Butler?


In Caras Tasche unterwegs
Gestern habe ich mich mal wieder in Caras Tasche versteckt. Schließlich muss auch ich was sehen vom Shopping-Paradies Eppendorf, denn da zog es sie hin. Und so schlenderten wir von Schaufenster zu Schaufenster, Cara immer mit strahlenden Augen, weil überall das Schild SALE zu sehen war. 

In einem Geschäft waren auch Weihnachtsartikel reduziert. Cara hat alles inspiziert, während ich einen Bären bemerkte, den man nahe am Eingang platziert hatte. Er saß auf einem Gartenstuhl und wartete, wie es schien. Doch worauf? Also fragte ich: „He, sag mal, du sitzt da so allein, hat dich jemand vergessen?“ Der Bär antwortete: „Ich bin ein echter Butler, war auch schon im Dienste von Herrschaften, aber die haben mich wieder zurück gebracht, weil deren Großsohn Friedrich seine Einwände gegen meine Anwesenheit so zu äußern pflegte: „Der ist voll retro. Und außerdem bin ich aus dem Alter raus, das dürftet ihr inzwischen gecheckt haben.“ Die Großeltern haben mich dann hier abgegeben und nun hocke ich auf dem Stuhl bar meiner Aufgaben. Das ist eben, was vom Leben übrig bleibt.“ Ich fragte ihn weiter: „Soll ich mich ein Weilchen zu dir setzen?“ Der Bär antwortete: „Ganz wie Sie wünschen, Sir!“ Alter Schwede, dachte ich bei mir, das ist ja eine gespreizte Sprache, und sagte zu ihm: „Also, meine Freunde nennen mich Zottel.“ – „Oh, Zottel, welch ein aparter Name, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.“ 

Ich musste erst einmal tief durchatmen und nachdenken, wie ich diesem Bären beibringen könnte, dass er mich nicht Sir nennen soll und auch frei von der Leber weg erzählen darf. Ich stellte mir gerade vor, wie er zu Cara Mylady sagte. Das durfte keinesfalls passieren. Da setzt man Menschen schnell Flausen in den Kopf und sie denken dann, sie seien etwas Besonderes. Ich fragte ihn: „Gefällt es dir denn hier, in diesem Geschäft? Ist man nett zu dir?“ – „Nun ja, hier habe ich eigentlich keinen festen Platz. Mal setzt man mich mal hier, mal dort hin. Ein Zuhause wäre eine nicht zu verachtende Verbesserung, wenn ich das sagen darf. „Du darfst das sagen, darum habe ich ja gefragt.“ Irgendwie reichte es mir mit diesen devoten Floskeln. 

Da gerade eine Verkäuferin vorbei kam, fragte ich: „Wie hoch ist die Ablöse für diesen freundlichen Bären?“ Sie rief zu ihrer Kollegin rüber: „Vanessa, was kostet der hier?“, dabei hielt sie ihn hoch und schwenkte ihn, dass mir schon vom Zusehen ganz schwindlig wurde. Die Antwort lautete: „Der Ludwig kostet € 24,99.“ Nun kannte ich auch seinen Namen und dachte doch glatt: Ludwig, welch ein aparter Name. Nur wie sollte ich Cara das Geld aus dem Ärmel leiern? Heimlich schaute ich in ihr pralles Portemonnaie. Die Versuchung war groß, aber ich habe es nicht getan. Ich habe sie nur flehentlich angesehen und gemeint: „Schau mal, dieser elegante Bär, der hat eine Ausbildung als Butler. Wäre das nichts für dich? Der bringt dir morgens dann den Tee ans Bett.“ Die Antwort fiel ziemlich rüde aus: „Ja, das wäre ein Knaller, und das bereits einen Tag vor Silvester.“ 

Um ehrlich zu sein, mir ging Ludwig nicht aus dem Kopf und ich war ein bisschen traurig, dass Cara die schlappen € 24,99 nicht herausrücken wollte, um ihm ein Zuhause zu geben. Aber morgen Abend wieder Champagner trinken, weil ein neues Jahr beginnt, das mit vielen Erwartungen und Wünschen überfrachtet wird. Plötzlich hatte ich eine Idee und sagte ganz beiläufig zu ihr: „Hast du die Fliege gesehen, die von dem Bären?“ – „Ja, habe ich“, meinte sie kurz angebunden. Ich merkte, ich war auf der richtigen Spur und sagte scheinbar beiläufig: „Irgendwie hat mich das an deinen Opa erinnert, der trug auch immer Fliege.“ Sie antwortete: „Ja, Opa Ludwig hat sehr auf sein Äußeres geachtet. Das stimmt. Und er war ein sehr lieber Opa, an den ich gern denke.“  Ich setzte noch einen drauf: „Und er hat immer viel für dich getan und war auch großzügig. Hast du mir jedenfalls erzählt.“ Dann legte ich eine kleine Pause ein und fügte hinzu: „Wäre es da nicht schön, wenn man solch eine kleine Erinnerung an Opa Ludwig zu Hause sitzen hätte?“ 

Ich bekam keine Antwort, bemerkte aber, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete, wie sie das Interesse am Shopping verlor und nur noch nach Hause wollte. Ich gebe ja nicht so schnell auf und arbeite weiter daran, dass Ludwig zu uns kommt.   
Mein Herz schlägt für euch auch 2016

Erst einmal feiern wir aber ins Jahr 2016 hinein, noch ohne Ludwig. Doch wie heißt es so schön: Neues Jahr – neues Glück! Und das wünsche ich von ganzem Herzen allen, die hier lesen!!!  


Donnerstag, 24. Dezember 2015

Weihnachtswünsche


Was wir uns zu Weihnachten wünschen
Neulich hat mich ein Nachbar gefragt, was ich mir denn zu Weihnachten wünsche. Da das kurz nach meiner Begegnung mit dem heißen Backblech war, fiel mir nur eines ein. Ich wünsche mir, dass meine Tatzen nicht mehr im Verband stecken müssen und ich wieder schreiben kann. Da hatte ich das erste Mal begriffen, warum sich so viele Menschen Gesundheit wünschen. Mein Bruder sagte spontan, er wünsche sich auch Gesundheit, denn er hatte sich an seine Augenoperation vor gut einem Jahr erinnert.

Sonst brauchen wir doch nichts, denn wir haben schießlich alles. Wir hoffen nur, dass das auch so bleibt, dass wir weiter in einem Land leben, in dem man keinen Krieg führt, in dem man sagen darf, was man denkt, und dass wir ein  gemütliches Zuhause und genug zu essen haben. Ja, wir kennen auch Obdachlosigkeit und die war weder für Heinrich noch für mich schön.

So sind wir mit guter Laune daran gegangen, den Baum zu schmücken. Mein Bruder und ich waren uns einig, in diesem Jahr sollte er märchenhaft aussehen. Genügend zauberhafte Figuren haben wir dafür gefunden. 
Sie ist nicht die böse Hexe aus Hänsel und Gretel
Grisu, der Drache, der Feuer löscht



Auch Bären müssen hängen

Der verzagte Froschkönig
 
Als wir diese auspackten, sagte Cara nur, sie hätte ja eigentlich lieber wieder ihre schlichten Kugeln an den Baum gehängt, schließlich habe sie dafür mal sehr viel Geld ausgegeben und nun liegen sie unbeachtet im Keller. Sie war wohl aber nicht in der Stimmung, um mit uns zu diskutieren oder gar zu streiten. So lenkte sie ein und meinte: „Macht mal, hängt die Märchenfiguren auf! Schließlich haben eure Wünsche, dass es überall friedlich zugeht und alle ein Zuhause haben, auch was Fantastisches. Dann passt das schon. Und wer weiß, vielleicht werden ja Märchen wahr.“

So, nun müssen wir aber wirklich den Baum schmücken und wünschen allen, die hier lesen, ein schönes, friedvolles, harmonisches Weihnachtsfest. Bleibt gesund und freut euch!

Freitag, 18. Dezember 2015

Zottel schreibt nicht mehr


Nach dieser Überschrift werden einige Böswillige denken: Na, Gott sei Dank, der blöde Bär hört auf zu schreiben! Denen sei gesagt, man muss mich nicht lesen. Auf jeden Fall habe ich über einige Jahre mit viel Freude versucht, relativ regelmäßig zu bloggen und war auch ein bisschen stolz auf mich, weil mir das gelang und ich einige LeserInnen erreichte. Doch in diesem Dezember kam die Wende. Das passierte so:

 Cara beschäftigt sich seit geraumer Zeit damit, Schmuck herzustellen. So als Hobby. Sie nennt es ihre Perlenküche nach dem Geschäft the P. cookery, in dem sie die Zutaten für das, was sie anrichtet, kauft. Sie fädelt und knüpft, als gäbe es kein Morgen mehr. An sich eine schöne Sache, wie man hier sehen kann.
Sheherazade würde blass vor Neid
Beach-Party-Armbänder
Flower-Power
Shamballa-Armband
Macht viel Arbeit, diese kleinen Perlen aufzufädeln
 
Dabei blieben allerdings andere Dinge auf der Strecke. Keine Weihnachtskarten für die Freunde, kein ausgiebiges Weihnachts-Shopping und auch kein Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Sie schien es noch nicht einmal zu stören, dass es in der Adventszeit nur gekaufte Plätzchen aus dem Supermarkt gab.

Meinem Bruder und mir hat das aber nicht gefallen. Heinrich meinte, das bisschen Plätzchenzeugs machen wir selbst, das kriegen wir gebacken. Da er aber eher der Theoretiker ist, der in Kochbüchern stöbert, blieb das Backen an sich an mir hängen. Heinrich wartet eher mit solch gewichtigen Sätzen auf, wie „Das Wichtigste ist eine gute Mise en place“. Das hat er von Tim Mälzer aus dessen Koch-Show und letztlich besagt das nur, dass man sich alles bereitstellen soll, bevor man loslegt. Das Befolgen solcher klugen Ratschläge und überhaupt das Backen sind aber nicht von Pappe. Und ohne ein paar praktische Tipps von dem Konditor aller Konditoren wäre mir vieles nicht gelungen. Das muss ich fairerweise sagen. Dennoch bin ich stolz auf meine Plätzchen. 
Zottel kriegt's gebacken
 
Leider hat es einen kleinen Zwischenfall gegeben. Als ich das Blech mit den Nusstalern aus dem Ofen ziehen wollte, drohte es zu kippen. Da habe ich Topflappen Topflappen sein lassen und zugepackt. Das Ergebnis seht ihr hier. 
Meine armen Keksretter-Tatzen
 
Über die Schmerzen kein Wort. Da musste ich an Caras Oma denken, die immer sagte: „Fingerschmerzen geh‘n zu Herzen.“ Nun sitze ich hier, kann zwar denken, aber nicht schreiben, jedenfalls für einige Zeit nicht. Der einzige Vorteil bei der Sache, Cara hat ein schlechtes Gewissen. Sie hat – wenn auch mit Widerwillen –  ihre Schmucksteine vernachlässigt und füttert mich jetzt mit Keksen und anderen Leckereien. 
Perlen-Pause

Doch damit nicht genug. Dass dieser Text nun im Netz steht, ist letztlich ihr zu verdanken. Dafür habe ich sie aber auch all die Schmuckbilder einstellen lassen. Und dann habe ich ihr meinen Text diktiert. Das war ein schönes Gefühl und Erholung für meine geschundenen Tatzen. Eigentlich könnte ich mich daran gewöhnen, eine Sekretärin zu haben. 

Samstag, 28. November 2015

Advent, Advent, die Lampe brennt


Noch vier Wochen bis Weihnachten. Da sollte es hier aber schmuck vorweihnachtlich zugehen. Bei mir gibt es nun kein Halten mehr. Das sind schließlich die Sternstunden für Engel, Rentier und Nikolaus. Und schon nachmittags wird eine Kerze angezündet. Bei uns sind es gleich mehrere. Da wird sich nicht an alte Rituale gehalten, nach dem Motto: erst eins, dann zwei, dann  drei, dann vier. Pustekuchen! Licht und Helligkeit müssen her, sobald es draußen schummrig wird.
Mit Lichtern wird nicht gespart

In diesem Jahr gab es noch etwas Neues. Ich mag zwar Märchen, glaube aber nicht, dass sie irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun haben. Mein Bruder meint, ich sei ein Skeptiker. Und in der Tat musste ich zugeben, was vor mir stand, sah dann doch ein bisschen aus wie Aladins Wunderlampe, der gleich ein Dschinn entsteigen und Wünsche erfüllen könnte.
Die Wunderlampe
 
Doch aus der Lampe stieg nur eine große Flamme empor, die neckisch züngelte. Als mein Bruder das sah, meinte er: „Aber das Olympische Feuer soll doch erst 2024 nach Hamburg kommen, wenn überhaupt! Steht doch alles noch gar nicht fest. Warum diese Eile?“ Cara hat nur den Kopf geschüttelt, dabei gegrinst und das Feuer wieder gelöscht. 

Wir haben dann der hübschen Lampe keine Beachtung mehr geschenkt, bis uns ein Duft nach Apfelsinen, Zimt und Kardamom in die Nase stieg.
Der verführerische Duft der Gewürze

Da haben wir die Wunschlampe wieder erstaunt angestarrt und uns doch ein bisschen wie zu Gast bei Scheherazade gefühlt. Mein Bruder, ganz betört von dem Duft, seufzte: „Ach ja, all diese Gewürze, die so gesund sind und ein Essen schmackhaft machen.“ Und während er das so sehnsuchtsvoll sagte, strich er versonnen über den dicken Bauch der Lampe. Cara sah das und meinte: „Nun gut, wenn ich heute Abend mit Biggie in unser liebstes orientalisches Restaurant gehe, verstecken wir euch in unseren großen Taschen. So bekommt auch ihr eine Chance auf Leckereien aus dem Morgenland.“ Wir blickten uns verwundert an, denn so milde und großzügig gestimmt ist Cara nicht alle Tage. Mein Bruder sah mich verschwörerisch an und flüsterte mir zu: „Ich glaube, wir sollten  sehr liebevoll mit dieser Lampe umgehen und sie öfters mal streicheln.“