Sonntag, 28. September 2014

Auch mal an andere denken!


Nun bin ich schon einige Tage von meiner Reise zurück und weiß auch genau, warum es heißt: “Wer eine Reise tut, kann viel erzählen.“ Mein Lektor würde jetzt zwar sagen: „Zottel, tut ist nicht schön“. Doch das tut hier nichts zur Sache. Also der Journalist, den ich aufgesucht habe, hat sich meine Memoiren angesehen, und das sehr gründlich. Seine Randbemerkungen sind mir dann auch gründlich in die Glieder gefahren und ebenso gründlich hat er mit meiner Ansicht aufgeräumt, dass Memoiren schnell mal eben runtergeschrieben werden. Verbesserungen über Verbesserungen, die ich noch vornehmen muss. Mir brummt der Kopf. Und zum Schluss stellte er mir auch noch die Frage, ob ich denn meine Lebensgeschichte nicht durch Bilder dokumentieren wolle. 

Da war ich platt. Soll ich etwa ein paar Selfies machen? Mein Bruder jedenfalls kann nicht fotografieren. Also muss Cara so lieb sein. Nomen est omen. Erste Versuche sind erfolgt, aber kein Erfolg, wie man hier erkennen kann. 
Scharf sieht anders aus
 
Ich fürchte, auch vor ihr liegt noch ein langer Weg. Doch ich sage ihr immer, was die Franzosen so gerne sagen: „Bon courage, ma chère !“*) und zwinkere ihr aufmunternd zu.

Doch über all dies vergesse ich nicht, dass es inzwischen Herbst geworden ist, auch wenn die Sonne noch scheint. Vor unserem Haus springen die Eichhörnchen munter von Ast zu Ast und sammeln ihr Futter für den Winter. Und damit ich sie auch im nächsten Jahr beobachten kann, habe ich meine Memoiren erst einmal beiseitegelegt und Eicheln gesammelt. Schließlich muss man auch mal an andere denken. Sehr viele Eicheln sind es noch nicht, aber morgen gehe ich wieder los. Die gesammelten Früchte liegen nun auf einem Tellerchen gut sichtbar auf unserem Balkon.
Damit die Eichhörnchen gut über den Winter kommen

Ich hoffe, die Eichhörnchen bemerken sie und bedienen sich. Und bei allem, was ich tue, animiere ich stets Cara, mich in Aktion zu fotografieren. Ja, man kann es nicht anders sagen, ich bin ein echter Shooting-Star geworden.
*) Nur Mut, meine Liebe!

Montag, 8. September 2014

Auf dem Weg zu George Clooney



Alles Wichtige ist eingepackt
Mein Koffer ist gepackt und ich werde verreisen. Zuerst einmal geht es ins Tessin. Als ich das meinem Bruder sagte, strahlte er und meinte: „Dann darfst du keinesfalls den Film  versäumen, bei dem man essen kann, und zwar Spezialitäten aus der Region.“ Typisch mein Bruder.

Doch ich fahre nicht wegen des Essens in den Urlaub. In meinem Gepäck befindet sich neben Badesachen und Sonnencreme auch das Manuskript meiner Memoiren. Ja, da staunen einige, dass ich schon so weit bin. Und eben dieses Manuskript will ich einem erfahrenen Journalisten vorlegen, um zu hören, was er davon hält. Er wohnt ganz in der Nähe vom Comer See und dort werde ich ihn aufsuchen. Gut, ein kleines Handicap gibt es schon. Er hat einen Hund. Doch das Wagnis gehe ich ein, denn der Hund und ich haben zwei Dinge gemeinsam, wir lassen keine Katzen in unsere Nähe und mit uns ist man in unserer Jugend sehr hässlich umgegangen. Ihn hat man in ein Tierheim in Lugano gesteckt und mich in einen Sonderangebotskorb bei Douglas, draußen vor der Tür. Das verbindet. 

Vielleicht fragen sich jetzt meine Leser und Leserinnen, warum ich ausgerechnet zu diesem Journalisten muss. Nun, so viele kenne ich nicht, ihn eigentlich auch nur, weil ich Cara öfters unbemerkt über die Schulter schaue, wenn sie sich bei Facebook herumtreibt. Außerdem hat sie mal über ihn gesagt: „Der macht sogar aus einem Nachruf was ganz Besonderes.“ Das war, als Loki Schmidt gestorben war. Und solche Bemerkungen vergesse ich natürlich nicht. Ein bisschen Angst habe ich schon, dass er nicht gut findet, was ich geschrieben habe, und dass er viel Arbeit mit den Korrekturen und Kürzungen hat. Doch er soll es ja auch nicht umsonst machen, ich werde mich in die Küche stellen und Ravioli herstellen. Schließlich habe ich das bei Marias Eltern in Ligurien gelernt. Und das weiß ja nun jeder, Nudeln machen glücklich und stimmen milde.

Nächste Etappe: Comer See
Mit dem korrigierten Manuskript im Koffer reise ich dann zu George. Komme mir nun keiner damit, dass er doch jetzt heirate und man sich seiner Villa nicht nähern dürfe. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Wenn ich bei George auf der Terrasse erscheine und ihm die Hauptrolle  in der Verfilmung meiner Memoiren anbiete, dann ist die Heirat längst gegessen. Ich sehe schon vor mir, wie unser Warm-up-Gespräch abläuft, wie er mich anschaut, so wie er immer schaut, und fragt: „Nespresso?“ Und ich werde selbstverständlich antworten: „What else?“