Freitag, 3. Mai 2013

Glück und Glas, wie leicht bricht das



Gerade hatte ich geschrieben, wie lange es doch her sei, dass mich mein Freund Fritz zum Lachsessen eingeladen hat, da kam auch schon ein Anruf von ihm. Cara sagt ja immer, es gäbe so was wie Gedankenübertragung. Und sie wollte dann auch mit, denn sie mag Fritz und seine Frau und sie haben sich immer viel zu erzählen.

Mann, sah das toll aus! Wie schön der Tisch gedeckt war, edles Porzellan, funkelnde Kristallgläser und dann natürlich der Lachs und die in Butter geschwenkten Kartöffelchen dazu. Das ließ mein Bärenherz höher schlagen. Cara, die keinen Fisch verträgt, bekam eine Extrawurst gebraten, eine Thüringer. Fritz stellte ihr einen kleinen Topf Senf dazu und warnte, das sei der ganz scharfe. „Sehe ich, aber wir mögen uns, er hat dasselbe Sternzeichen wie ich“, gab sie sich betont witzig. Dann haute sie sich drei Löffelchen Senf auf die knusprige Wurst und aß mit Appetit. Sie bekommt  keinen roten Kopf von der Schärfe und sie treibt ihr auch nicht die Tränen in die Augen. Es ist mir ein Rätsel, dennoch glaube ich, dass ihr das Zeug nicht guttut. Und das zeigte sich auch sogleich.

 Nachdem wir viel erzählt und gelacht und ebenso viel gegessen hatten, blickte Fritz auf Caras Kette und sagte: „Sieht hübsch aus, dein Modeschmuck. Darf ich mal sehen?“
Caras Lieblingskette
Während er Glasperle für Glasperle seinem prüfenden Blick unterzog, meinte Cara: „Das ist übrigens kein Modeschmuck, sondern Designerschmuck.“ „Na ja, ich schätze mal, der reine Materialwert pro Perle liegt so bei 50 Cent oder einem Euro, wenn’s hoch kommt.“ Oh, da hatte er was gesagt. Entschlossen legte sich Cara wieder die Kette um den Hals, der inzwischen rote Flecken bekommen hatte, und dann schoss es aus ihr hervor: „Klar, wenn sich unter euren Tellern nicht zufällig zwei Schwerter kreuzten, würde so ein Ding im Kaufhaus auch nur 2,50 Euro kosten.“ Danach war es mucksmäuschenstill, bis in irgendeinem Garten der Motor eines Rasenmähers angeworfen wurde. Fritz Frau fand als erste die Sprache wieder und fragte, ob noch jemand einen Kaffee wolle. Etwas kleinlaut kam die Antwort: „Nein, aber vielen Dank für das schöne Essen, doch wir sollten jetzt gehen.“


Ich sage ja, der Senf tut ihr nicht gut, das scharfe Zeug holt nicht das Beste aus ihr heraus. Konnte sie meinem Freund doch in Ruhe erklären, dass diese Glasperlen, an denen ihr Herz so hängt, aufwendig hergestellt werden! Man kann sich das auch bei Youtube ansehen. Woher soll er das denn sonst wissen, er ist doch ein Angler und kein Glasmacher! Eins steht für mich fest, sollte ich noch einmal – und da habe ich starke Zweifel –  von Fritz und seiner Frau eingeladen werden, dann gehe ich ohne Cara hin. Man blamiert sich ja bis auf die Knochen.