Sonntag, 24. Februar 2013

Essen mit Liebe behandeln und haltbar machen


Wer mich kennt, weiß spätestens seit meiner Arbeit mit Pflanzen, dass ich Experimenten gegenüber sehr aufgeschlossen bin. Nun habe ich gelesen, dass Lebensmittel sich nur dort wohlfühlen und nicht so schnell verderben, wo man sie mag. Also, wenn ich meine Honigbonbons liebevoll anschaue, werden sie nicht verkleben, aber immer einen guten, süßen Geschmack haben, auch wenn ich sie länger aufbewahre. Das klingt doch sehr logisch. Nun muss ich gestehen, dass mir das längere Aufbewahren von Honigbonbons doch einige Schwierigkeiten bereitet. So sehr liebe ich sie. Da kam mir die Idee, ich könnte es aber mit einem Lebensmittel versuchen, das mir nicht so sehr ans Herz gewachsen ist.

Als ich Cara von dem erzählte, was ich gelesen hatte, hat sie nur den Kopf geschüttelt und gesagt: „Papier ist geduldig“. Solche abgedroschenen Sinnsprüche sind mir einfach zu flach, um es mal mit den Worten eines meiner Leser zu sagen. Und wenn man schon mit einer negativen Einstellung an die Dinge herangeht, wird es auch nicht funktionieren. Diese Bemerkung hat mich sehr verärgert. So kann ich einfach nicht arbeiten! Also habe ich mich erst einmal auf mein gemütliches grünes Kissen gesetzt und die Symbolkraft der Farben wirken lassen. Zur Erinnerung, die Farbe Grün steht für Hoffnung und ich bin zuversichtlich, dass mein Versuch gelingt.  
Ich muss mich erst mal beruhigen

Nach einer kleinen Pause und einem Löffel Honig war ich wieder voller Energie und kann nun meinem Leser unbeirrt mein Experiment vorstellen. Ich habe mich für Reis entschieden, weil es dem Versuch sehr nahe kommt,  über den ich gelesen habe. Dort hatte man Nudeln verwandt. Ich habe aber keinen süßen Milchreis genommen, weil der sich bei uns auch nicht so lange hält, sondern Basmati-Reis. Den esse ich zu Lachs. Und da es hier recht selten Lachs gibt, verschwindet er auch nicht so schnell.   

Hier das linke Schälchen (vom Betrachter aus gesehen), in das ich mit viel Liebe die Körnchen aus der Tüte durch meine Tatzen rinnen ließ. In das zweite Schälchen habe ich Reis aus derselben Tüte geschüttet, ohne ihn überhaupt eines Blickes zu würdigen. Auf das erste Schälchen habe ich einen Zettel mit der Aufschrift „Zottels Liebes-Reis“ geklebt und auf das zweite einen mit „Caras Zweifel-Reis“. Nun werden beide Schälchen mit Folie abgedeckt und ich muss eine Woche warten, während ich all meine positive Energie an mein Schälchen sende. Und dann sehe ich nach, ob etwas Entscheidendes passiert ist. Was immer es auch sein wird, ich werde es in Dankbarkeit annehmen und mich freuen. Ich bin sicher, meine Leser sind ebenso neugierig wie ich und schauen in einer Woche wieder vorbei.    
In einer Woche wird man ein Wunder erleben

P.S. Für all meine aufmerksamen Leser. Ja, ich trage wieder Fliege. Rita war so lieb und hat mir eine geschickt. Schließlich ist Krefeld die Samt- und Seidenstadt und bekannt für ihre Krawatten und auch Fliegen.

Sonntag, 17. Februar 2013

Der Song gegen depressive Verstimmungen: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!

Nicht immer ist eine Reise eine Erholung. So glaube ich, dass mir die Fahrt nach Krefeld  gar nicht gut getan hat. Seit ich zurück bin, sieht die Welt grau aus, jedenfalls tagsüber. Einen kleinen Lichtblick gab es zwar gestern, als ich im Vorgarten den ersten Märzenbecher entdeckte. Frühlingserwachen! Doch mein Stimmungshoch hielt nicht lange an. So richtig freuen konnte ich mich erst wieder, als am Abend die Kerzen in den quietschbunten Leuchtern angezündet wurden. Sie gehören zwar noch zur Weihnachtsdekoration, aber das stört mich nicht, solange es hier bunt zugeht. Und daneben stehen die Hyazinthen in voller Blüte. Das sieht doch nach einem Gute-Laune-Frühling aus und lässt mich für kurze Zeit das Grau draußen vergessen! 
Winter ade, der Frühling kommt!

Natürlich habe ich mir schon Gedanken gemacht, ob ich vielleicht auf eine Depression zusteuere. Ja, so was gibt es auch bei Tieren. Dann müsste ich in die Klinik Paraplüsch zur Psychoanalyse. Da haben bereits viele Tiere Heilung gefunden. Aber ein bisschen unheimlich ist mir dieser Seelendoktor schon. Ich habe mal die Internetseite der Anstalt besucht, in der die Tiere behandelt werden. Das fand ich doch ziemlich gruselig. Wer vor nichts Angst hat, klickt nicht nur auf die Seite der Klinik, sondern auch auf die Couch. Aber nachher nicht sagen, Zottel hätte nicht davor gewarnt.

Also ich war danach erst mal kuriert. Die Macht der Bilder, sage ich nur. Ich versuche es jetzt lieber auf meine Weise. Das Beste gegen ein Stimmungstief sind nämlich Pläne. Man muss sich ein Ziel setzen, und meines ist eine Reise nach Berlin. So pfeife ich schon den ganzen Tag lang: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin! Sage jetzt bitte niemand, das hätten schon andere gesungen und es hätte dann doch nicht geklappt. Solche Bemerkungen sind nicht aufbauend.  

Warum ich unbedingt nach Berlin will? Nun, dort findet in diesem Jahr die IFC (International Fluffy Convention) statt. Meine Leser werden sich erinnern, im letzten Jahr gab es diese Konferenz der Plüschtiere in Wien, nur da wusste ich noch gar nicht, dass es so etwas gibt. Mit der Aussicht auf einen Flug geht es mir nun schlagartig richtig gut. Ich erinnere mich noch gern daran, wie ich mit Maria über die Alpen nach Ligurien flog. Cara war auch sofort einverstanden, was ja schon an ein Wunder grenzt. Sonst muss sie sich nämlich alles haarklein überlegen. Aber da sieht man mal wieder, man soll immer positiv denken. Sie sagte wie aus der Pistole geschossen: „Klar geht es nach Berlin, wenn der Flughafen Tempelhof fertig ist.“  

Nach einer Weile meldete sich bei mir ein gewisses Misstrauen. Das werden jetzt einige nicht schön finden, aber ich habe meine Erfahrungen gemacht. Vor zwei Jahren sagte sie zu mir: „Klar gehen wir in die Elbphilharmonie, wenn Sir Simon Rattle kommt und Peter und der Wolf dirigiert.“ Das hat bis heute nicht geklappt, was übrigens nicht an Sir Simon Rattle liegt. Damals konnte ich ja noch nicht mit dem PC und den Suchmaschinen umgehen. Aber nun bin ich ihr auf die Schliche gekommen. Das ist eine ganz linke Tour, sie wusste genau, dass es eine leere Versprechung ist. Doch ich wäre nicht Zottel, wenn ich auf so etwas hereinfiele. Dann nehme ich im Juni eben den Bus ab Hauptbahnhof. Eines steht fest: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!    

Sonntag, 10. Februar 2013

Weiberfastnacht, Rosenmontag und Aschermittwoch


Karneval, das ist nichts für mich. Bin froh, wenn es wieder vorbei ist. Ich setze mir doch keine Pappnase auf oder verkleide mich und mache mich zum Narren. In diesem Jahr sollte es jedoch ganz furchtbar werden.

Am letzten Mittwoch erhielten wir einen Anruf von Caras Sandkastenfreundin Rita, die jetzt in Krefeld wohnt. Wir sollten doch kommen und Karneval feiern, das könne man schließlich nur im Rheinland. Da Cara ohnehin schon seit Tagen an einem Kostüm nähte und morgens unter der Dusche die Habanera trällerte, ahnte ich bereits Schlimmes. Und so kam es dann auch. Noch am Mittwochabend ging es nach Krefeld. Cara hatte zwar gesagt, ich könne hier bleiben, denn es würde mir bestimmt nicht gefallen, doch ich war ein kleines bisschen neugierig und wollte mit, so aus ihrer Tasche hervorkommen und als stiller Beobachter alles miterleben.

Am Donnerstag fuhren wir mit der Stadtbahn von Krefeld nach Düsseldorf. Rita trug ein Fantasiekostüm, Cara hatte sich als Carmen aufgebrezelt. Ich hätte sie nicht wiedererkannt. Dann ging es in ein Lokal. Dort war es rappelvoll und es gab dieses dunkle Bier in kleinen Gläsern, Alt nennen sie es, und so sieht es auch aus. Die Frauen haben ganz gut zugelangt und es war laut dort. Dann geschah das Schreckliche. Mit einem Mal kam eine grell geschminkte Frau auf mich zu und hauchte mir mit ihrer Bierfahne ins Gesicht: „Ach, bist du ein Süßer, aber selbst du, Schätzelein.“ Und dann war es auch schon passiert.

Mit einem kühnen Scherenschnitt hatte sie mir meine Fliege abgesäbelt. Ich stand unter Schock. Da nützte es auch nichts, dass Rita mir liebevoll über den Kopf strich und sagte, das sei nun mal so Brauch. An Weiberfastnacht werden die Krawatten abgeschnitten. Das dürften die Frauen, es sei ein Zeichen der frühen Emanzipation. Nun dachte ich, das wisse Rita aus der Emma. Aber nein, es war nicht Alice Schwarzer, von der sie das erfahren hatte. Ein Freund von ihr hatte darüber geschrieben. Manchmal verstehe ich die Männer nicht. Wie kann man so was auch noch publik machen! Na, den würde ich gern mal kennenlernen.

Kaum hatte ich mich von dem Schock erholt, kam die nächste Katastrophe auf mich zu. Eine völlig überdrehte und sehr beschwipste Frau hat Cara mit donnerndem Helau angerempelt, sodass das eklige Alt aus ihrem Glas mit Schmackes über mein Fell schwappte. Nun hatte ich doch ein Kostüm, Zottel als begossener Pudel. Lachen konnten aber nur die anderen. Ich jedenfalls hatte so richtig genug vom Karneval. Cara hat es dann wohl auch gereicht. Sie ist mit mir zu Ritas Wohnung gefahren, hat meine Sachen in die Waschmaschine gestopft und mir das Fell gewaschen, aber gründlich. Danach wollte ich auch den Zug nicht mehr sehen, nur noch den, der mich nach Hause brachte. Darum sind wir seit gestern wieder hier in der narrenfreien Zone.   
Einfach meine schön Fliege abgeschnitten

Nun bin ich zwar wieder sauber, wie man sieht, aber nicht mehr derselbe. Ist das der Sinn von Karneval? Ich pfeif auf Rosenmontag. Für mich ist jetzt schon Aschermittwoch.   

Dienstag, 5. Februar 2013

Apps und Charms und Windows 8


Ich hatte in den letzten Tagen keine gute Zottellaune. Denn nun war das geschehen, was ich immer befürchtet hatte. Ich konnte nichts schreiben, denn wir waren ohne PC. Gut, es hat nicht lange gedauert, da stand hier ein neues Notebook. Bei der Auswahl hatte ich kein Wörtchen mitzureden, leider, sonst wäre der Bildschirm größer ausgefallen. All die wunderbaren Apps wären dann fantastisch zur Geltung gekommen. Hier auf dem Screenshot sieht man ja nicht einmal die Hälfte. 
Große schöne Apps
 
Und was hat Cara gemeckert. Sie will morgens nicht schon mit Börsenkursen und Reisen konfrontiert werden. Kann ich verstehen. Wenn man nicht das Geld hat wegzufahren, ist es hart, am frühen Morgen gleich mit Bildern vom Karneval in Rio begrüßt zu werden. Aber diese schönen farbenfrohen Fotos, ich war entzückt. Sogar der Wetterbericht hat mir gefallen. Das ist doch auch das Wichtigste, jedenfalls für Menschen. Damit können sie ihre Gespräche bestreiten, wenn sie sich sonst nichts zu sagen haben. Es heißt nicht umsonst Smalltalk, klein eben in den Gedanken. Groß dagegen sind die Apps. Nur leider funktionieren sie nicht wie bei einem iPad mit einem Touch auf den Bildschirm. Man muss wieder mit der Maus spielen oder dem blöden Touchpad unter der Tastatur. Dennoch klare Ansage meinerseits: Ich finde, Windows 8 hat das Fenster zur Welt ganz weit aufgemacht. 

Cara sah das wohl nicht so. Sie hat sich schmollend in die Betriebsanleitung vertieft und wieder Dackelfalten gemacht. Doch mit einem Mal – per Zufall oder durch einen gekonnten Handgriff – hat sie die wunderbaren großen Bilder in eine kleine Leiste mit nichtssagenden Symbolen verwandelt. Sie sprang auf und rief, als sei es das Wunder von Bern: „Ich hab’s, Charms, Charms, Charms! Charms, ja, das ist genau das, was ich jetzt brauche!“ Dann schnappte sie sich ihre Tasche, verließ die Wohnung und ließ mich mit den blöden Symbolen zurück. 
All die vielen Apps, hier nur etwas kleiner
 
Nun, die letzten Tage waren etwas anstrengend für sie, da können solche Ausraster schon mal vorkommen. Ein bisschen besorgt war ich allerdings doch. Wo war sie hin? Wusste sie noch, wer sie ist, wo sie wohnt? Vielleicht sollte sie besser einen Arzt aufsuchen. Glücklicherweise verfalle ich nicht schnell in Panik, habe erst einmal ein paar Honigbonbons gelutscht – was mich immer sehr beruhigt - und abgewartet. 

Nach gut zwei Stunden war eine strahlende Cara zurück. Da war ich aber froh. Sie stutzte kurz und kicherte: „Ach, den PC habe ich gar nicht heruntergefahren, ich Schussel.“ Ich sage ja, sie war nicht ganz bei sich. Dann packte sie eine kleine Schachtel aus und holte einen winzigen silbernen Drachen hervor. Den fädelte sie auf ihr Armband und sagte: „Ich liebe Windows 8, Charms machen gute Laune, und dies ist mein Glücksdrachen.“ Mir fehlten die Worte. Um Schlimmeres zu verhindern, habe ich schnell wieder auf die Ansicht mit den großen Abbildungen gewechselt.   
Caras Charm, ein Glücksdrachen