Donnerstag, 17. Januar 2013

Sale im Januar, eine Zerreißprobe für die Nerven

Der Januar ist nicht mein Lieblingsmonat. Es ist kalt und da möchte ich – ganz Bär – meine Ruhe haben. Heute Morgen habe ich mich dennoch auf den Balkon gewagt, um den Vögeln Körner hinzustellen. Kann man ja nicht mit ansehen, wie die da draußen frieren und nach Futter suchen. Doch dann war es schon wieder vorbei mit meinem Elan. Cara sagte harsch: „Reiß dich jetzt mal zusammen!“ Wie bitte soll das gehen? Ich will ja nicht spitzfindig werden, aber man kann etwas auseinander- oder zerreißen, doch etwas zusammenreißen? Das erschien mir nicht logisch. Doch ich traute mich nicht zu fragen, wie ich das anstellen soll, habe aber wohl etwas fragend geguckt. Das hat die Stimmung im Haus nicht verbessert und ich wurde belehrt, ich solle gefälligst meinen Blogbeitrag für diese Woche schreiben, sonst würde sie mir Beine machen. Auch das war keine besonders freundliche und erst recht keine logische Bemerkung. Man kann es schließlich sehen, dass ich Beine habe, oder?

Doch ich weiß ja, diese Worte darf ich nicht auf die Goldwaage legen (unter uns, hier gibt es ohnehin nur eine Küchenwaage). Das alles ist auf den gestrigen Nachmittag zurückzuführen. Da war Cara mit ihrer Freundin Biggie shoppen. Dazu muss man wissen, Biggie ist nicht nur die Shopping-Queen unter ihren Freundinnen, sie ist auch wie ich unter dem Sternzeichen Zwillinge geboren. Ja, und was soll ich sagen, wir haben für 2013 ein supertolles Horoskop. Glück auf der ganzen Linie, wenn wir nicht zu fahrig, sondern konzentriert  sind.

So ging Biggie denn auch ganz konzentriert von einem Laden zum anderen und kam freudestrahlend mit vielen Tüten zurück, was ihr natürlich eine wunderbare Aura verlieh. Cara dagegen hatte nichts gefunden. Kann man verstehen, dass das keine gute Laune macht, zumal auf allen Schaufenstern ein großes Plakat mit SALE prangte. Ja, da kann man viel sparen, auch wenn man – genau betrachtet – viel Geld ausgibt. Cara hätte zu gern die roten Pumps gekauft, aber sie waren ihr eine halbe Nummer zu klein. Sie hat sich hineingezwängt und ihre Füße sahen ein bisschen wie die von Miss Piggy aus. Sie hätte die Schuhe beinahe trotzdem genommen und dann nie tragen können. 

Meine mahnende Stimme tief aus der Tasche
Da habe ich schnell mit verstellter Stimme aus der Tasche gerufen: „Rucke die guh, rucke die guh, Blut ist im Schuh.“ Falls jetzt jemand denkt, Mensch, den Ausspruch kenne ich doch, will ich ihn nicht länger im Unklaren lassen. Ja, er stammt aus dem Märchen Aschenputtel, als das Täubchen die bösen Schwestern verrät. Also habe ich mal Täubchen gespielt, obwohl ich das Märchen nicht mag, wie sich einige Leser erinnern. Ich fand, das war eine richtige Entscheidung und außerdem heißt es schließlich, der Zweck heilige die Mittel. Allerdings bin ich mir inzwischen nicht mehr so sicher, ob ich mich ein zweites Mal nach dieser Redensart richten würde, denn heute muss ich es ausbaden und Caras schlechte Stimmung ertragen. Da kommt selbst mir schon mal der negative Gedanke:  Undank ist der Welten Lohn!