Sonntag, 28. Oktober 2012

Zeitumstellung, Dornröschenschlaf und Jean-Luc

Um eine Stunde zurückgestellt
Heute Nacht haben wir eine Stunde Zeit geschenkt bekommen, so zumindest drückt es Cara aus. Was soll das eigentlich, die Uhren mal eine Stunde vor- und dann wieder zurückzustellen? Cara sagt, es gehe um Energieeinsparung. Doch so ganz genau konnte sie mir das auch nicht erklären. Ich jedenfalls mag das nicht, wenn die Zeit stillsteht. 

Außerdem frage ich mich, was all die Lokführer und Schaffner machen, wenn die Züge nicht weiterfahren dürfen. Packen die ihre Tupperdosen und Thermoskannen aus und lassen es sich eine Stunde gut gehen? Oder spielen sie gar einen gepflegten Skat? Darüber kann man dann leicht mal die Zeit vergessen und schon kommt die Bahn unpünktlich an. Doch sicherlich wird es ganz anders sein. Wir wären nicht in Deutschland, wenn die nicht preußisch stur und starr dasäßen und 60 Minuten lang über ihr Leben oder sonst was nachdächten. Wobei denken ja nicht schadet. Dennoch erinnert mich das alles an Dornröschen. Das Märchen der Gebrüder Grimm kennt ja wohl jeder. Nur da fielen sie in einen hundertjährigen Schlaf. Das ist noch mal was ganz anderes als eine Stunde Stillstand.  

Cara war übrigens mal an dem Ort, wo Dornröschen gelebt hat. Jean-Luc ist mit ihr dort gewesen. Wer nun denkt, Jean-Luc sei ein charmanter Franzose, der irrt. Seine Eltern haben wohl in weiser Voraussicht, dass ihr Sprössling ab und zu mal eine klare Ansage braucht, die kürzere französische Namensform gewählt. Auf Deutsch hieße er nämlich Johannes-Lukas. Genau, wie die Evangelisten. Ja, ein schöner Heiliger, dieser Jean-Luc! Für ein deutliches Kommando, wie „Jean-Luc, lass das!“, ist die französische Version eindeutig günstiger als ein „Johannes-Lukas, magst du das wohl bitte sein lassen!“. Das leuchtet ein und ist wie bei Hunden. Wenn die einen Stammbaum haben und so ein hübsches Exemplar Alexander von und zu Tiefenthal am Grüneichener Silberquell heißt – nur mal so als Beispiel jetzt -, dann wird er auch schlicht Alex genannt. Stromert nun solch ein Vierbeiner auf flinken Pfoten durch den finsteren Tann, dann ist sein Herrchen gut beraten, ihn mit einem „Alex, hierher!“ zurückzupfeifen. Denn bis er den ganzen Namen ausgesprochen hat, ist der Tiefenthaler längst über alle Berge. 

Also, Jean-Luc ist in seinem funkelnagelneuen Saab mit Cara zur Sababurg gefahren. Da Dornröschen und ihr mutiger Prinz mitsamt des ganzen Hofstaates längst tot sind, gibt es dort nun ein Restaurant mit guter Küche. Das war genau das Richtige für den Möchtegerngourmet Jean-Luc. Wie er da so zwischen Hauptgang und Dessert sein Glas erhebt und Caras Hand ergreift, linst doch der Fiesling durch den Riesling und sagt zu ihr: "Ach, du bist meine Königin von Saba." Ich habe Cara gefragt, ob sie das denn wirklich geglaubt habe. "Eigentlich nicht, Zottel, aber manchmal möchte ich die Zeit doch gern zurückdrehen." Nein, nicht schon wieder an der Zeit herumspielen!!!