Das war gestern aber ein
harter Tag für den neuen französischen Präsidenten. Als ihm Nicolas Sarkozy die
Amtsgeschäfte übergab, strahlte die Sonne, noch. Auch noch, als er den Code für
die Force de frappe erhielt. Doch da, das muss ich ehrlich gestehen, wurde mir
schon ein bisschen mulmig, so ein Vorgefühl. Und oh là là, dachte ich, da kann
der französische Präsident einfach so Atomwaffen einsetzen und ich lebe im
Nachbarland, wenn auch im befreundeten.
Später
dann hat er mir sehr leid getan, als er die Fahrt durch
Paris machte, um seinem Volk zuzujubeln, na eher umgekehrt, sein Volk ihm. Er
hat ja nur freundlich gelächelt und winke-winke gemacht. Doch bei dem
strömenden Regen war das kein Plaisir und pudelnass ist er geworden. Sah man
deutlich, sein Anzug glänzte, als sei
er ein völlig abgetragenes Stück.
Doch
mit der Rundfahrt war sein Tagewerk noch nicht vollendet. Jetzt ging es ab nach
Deutschland zu unserer Kanzlerin. Leider war gestern irgendwie der Wurm drin.
Es gibt solche Tage, kennen wir ja alle. Und zack, schlug ein Blitz in sein
Flugzeug ein. Zum Glück ist nichts passiert. Aber der Schreck, der saß tief,
da hat er sicher viel Contenance bewahren müssen. Cara sagt immer, vor wichtigen
Terminen solle man astrologischen Rat einholen. Doch vielleicht weiß Monsieur
Hollande das nicht oder er hält nichts davon.
Doch wie wurde er in unserem Land entschädigt! Hatte er aber auch verdient. Die Kanzlerin hat tief in
die Tasche gegriffen und ließ ein leckeres Essen auftafeln, ganz der Saison
entsprechend Schwetzinger Spargel, begleitet von einer Hollandaise und ihren
ausschweifenden Ausführungen. Da fehlten dem französischen Präsidenten die
Worte und er brachte nur ein lakonisches „C’est très bon“ hervor. Hätten
Charles de Gaulle und Konrad Adenauer das sehen können, wären sie bestimmt sehr
einverstanden gewesen, hätten sich noch einmal inniglich die Hände geschüttelt
und gesagt: Das haben wir vor 50 Jahren gut gemacht. Es lebe die deutsch-französische
Freundschaft!