Montag, 23. April 2012

Ohrabhase

Nein, das war nicht ich, das war Cara. Sie hat dem Schmunzelhasen das Ohr abgebissen. Normalerweise überlebt er Ostern viel länger, manchmal sogar bis Weihnachten, weil Cara doch so tierlieb ist. Aber gestern kannte sie kein Erbarmen.  Das kam so:   
 
Armer Hase
Sie war nachmittags auf den Flohmarkt gegangen und als sie nach Hause kam, sah ich schon, dass irgendetwas so gar nicht nach ihrem Geschmack gelaufen war. Die Falte von der Nase zum Mund so tief wie bei der Kanzlerin, wenn sie sich gegen die Opposition durchsetzen will. Dann kam Caras Attacke. Sie griff sich den Hasen, riss das Papier ab, danach hörte ich dieses schreckliche Knacken und schon waren seine Ohren ab.  Dann setzte sie sich und sagte: „Mist, ich habe es versaut.“ So etwas sagt sie sonst nie, und schon gar nicht in meiner Gegenwart.  Schließlich will sie mir ein gutes Vorbild sein. 

 Bei einer solch aufgeladenen Stimmung wäre es nun völlig falsch zu fragen, was denn passiert sei oder beschwichtigende Worte zu sprechen, wie beispielsweise: „Ach, wird schon nicht so schlimm sein.“ Da heißt es diplomatischer vorgehen. Ich mir also den Karton mit dem Memory-Spiel geschnappt und ganz beiläufig gesagt. „Als du weg warst, habe ich mir die Karten in aller Ruhe angesehen, die sind wirklich super, super schön.“ Pause. Dann habe ich nachgelegt: „Könnten wir vielleicht mal wieder spielen, wenn du Zeit hast.“  Sie gibt nämlich vor, das Spiel für mich gekauft zu haben, damit ich mein Gedächtnis schule, aber unter uns, eigentlich war sie selbst scharf darauf. Sieht ja auch toll aus mit den vielen appetitlichen Abbildungen. Also ich bekomme da immer Hunger. 

Wir haben dann gespielt, sie sehr unkonzentriert, darum habe ich auch haushoch gewonnen.
Caras Stapel
Zottels Stapel
Dabei erfuhr ich so ganz nebenbei, was los war. Sie hatte auf dem Flohmarkt ein Art Déco Likörservice gesehen, wollte aber den Preis des Händlers nicht akzeptieren. Dann ist sie erst mal in ein Café gegangen und hat ihre Finanzen überschlagen. Das Service ging ihr nämlich nicht mehr aus dem Kopf. Also ist sie zu dem Stand zurückgegangen und wollte jetzt auch den Preis zahlen. Da war es weg, das Service, und sie stinksauer. Ein bisschen leid tut sie mir schon, aber im Grunde frage ich mich, was sie mit all den Gläsern will. Sie hat doch schon so viele und außerdem trinkt sie keinen Likör, ihre Freunde auch nicht und ich bekomme nichts Alkoholisches, auch wenn es noch so süß ist.